Warum sind Vitamine wichtig?

Warum sind Vitamine wichtig?

Vitamine sind in aller Munde - im wahrsten Sinne des Wortes. Sie sind wichtig für unsere Gesundheit und gelten als das Powerfood schlechthin. Im Supermarkt findet man Lebensmittel, die mit ihrem Vitamingehalt werben und Unmengen von Kapseln und Brausetabletten mit diversen Vitaminpräparaten. Vitamin C soll das Immunsystem auf Trab bringen, das Sonnenvitamin D Knochen aufbauen und die Varianten des Vitamin B Haut und Haare gesund erhalten. Was hat es mit Vitaminen auf sich?

Was sind Vitamine?

Vitamine sind organische Substanzen, die unser Körper nicht selbst herstellen kann, sondern mit der Nahrung zuführen muss. Einige davon nimmt er in Form von Vorstufen auf, sogenannten Provitaminen, die er in die eigentlichen Vitamine umzuwandeln vermag. Vitamine sind weder Bausteine noch Energieträger, sondern Biokatalysatoren ähnlich wie Enzyme.

Das bedeutet, sie beeinflussen Stoffwechselreaktionen, ohne sich selbst zu verändern. In dieser Form sind sie essenziell für die Energiegewinnung und Aufbau körpereigener Substanzen. Eine zu geringe Zufuhr an Vitaminen äußert sich in entsprechenden Mangelerscheinungen. Vitaminmangel war der Anlass zur Identifizierung dieser lebenswichtigen Substanzen.

Geschälter Reis und kranke Hühner

Beriberi ist eine Erkrankung, die sich in Nervenentzündungen, Lähmungen der Muskulatur und Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinsuffizienz und Ödembildungen äußert. Ende des 19. Jahrhunderts trat diese seltene Krankheit unvermittelt häufiger auf als jemals zuvor.

So kam es in Batavia in einem Militärlazarett zu einer regelrechten Epidemie bei Patienten und Personal – und den Hühnern des Krankenhauses. Auch bei den Matrosen der japanischen Kriegsmarine erwies sich Beriberi als zunehmendes Problem.

Des Rätsels Lösung: Alle bekamen weißen, geschälten Reis zu essen. Reis zu polieren und Kleie zu entfernen ermöglichten neuartige europäische Maschinen. Der japanische Marinearzt Takaki Kanehiro konnte in vergleichenden Experimenten in der Flotte nachweisen, dass die Krankheit bei Matrosen, die unpolierten Reis erhielten, nicht auftrat.

Dass Beriberi eine Mangelkrankheit ist, stellte der niederländische Arzt Christiaan Eijkman fest, der einen Anti-Beriberi-Faktor postulierte – eine Einsicht, für die er 1929 den Nobelpreis für Medizin erhielt.

Woher kommt der Name „Vitamine“?

Wie wichtig Vitamine für die menschliche Gesundheit sind, erkannte der polnisch-amerikanische Biochemiker Casimir Funk 1912 bei der Untersuchung der Ursache von Beriberi.

Funk konnte den Anti-Beriberi-Faktor isolieren und seine Struktur analysieren: Thiamin, ein wichtiges Coenzym des Energiestoffwechsels und heute besser bekannt als Vitamin B1. In der Annahme, dass auch andere essenzielle Nahrungsbestandteile Aminogruppen enthalten, schlug er die Bezeichnung „Vital-Amine“, kurz Vitamine vor. Heute wissen wir, dass das nicht stimmt – der Name hat sich jedoch bis heute gehalten.

Quellen, Links und weiterführende Literatur

  1. Karl-Heinz Bäßler, Ines Golly: Vitamin-Lexikon: Vorkommen – Bedarf – Mangelerscheinungen – Anwendungsgebiete – Prävention – Supplementierung. Köln 2007: Komet-Verlag. ISBN-10: 3898366901.
  2. Casimir Funk: The etiology of the deficiency diseases. Beri-beri, polyneuritis in birds, epidemic deopsy, scurvy, experimental scurvy in animals, infantile scurvy, ship beri-beri, pellagra. Journal of State Medicine 20, 1912, 341–368.
  3. Piro A, Tagarelli G, Lagonia P, Tagarelli A, Quattrone A: Casimir Funk: his discovery of the vitamins and their deficiency disorders. Ann Nutr Metab. 2010;57(2):85-8. Review.
  4. Souganidis E.: Nobel laureates in the history of the vitamins. Ann Nutr Metab. 2012;61(3):265-9.
  5. Eggersdorfer M, Laudert D, Létinois U, McClymont T, Medlock J, Netscher T, Bonrath W.: One hundred years of vitamins-a success story of the natural sciences. Angew Chem Int Ed Engl. 2012 Dec 21;51(52):12960-90.Review.
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