Stiftung Warentest untersucht Leitungswasser in 20 Städten

Stiftung Warentest untersucht Leitungswasser in 20 Städten

Stiftung Warentest macht es wieder einmal amtlich: Leitungswasser kann man bedenkenlos trinken, und Mineralwasser wird hoffnungslos überbewertet. Zu diesem Ergebnis kamen die Tester, nachdem sie im Juli 2019 Wasserproben aus 20 deutschen Städten analysiert haben.

Wir trinken so viel Mineralwasser wie nie zuvor

Stiftung Warentest hat die Statistik bemüht und festgestellt, dass Mineralwasser voll im Trend liegt. Trank noch 1970 jeder Deutsche im Durchschnitt 12,5 Liter pro Jahr, verzeichnete man 2015 mit 147 Litern mehr als das Zehnfache. Waren früher simples "Kranenberger" aus der Leitung, Tee und Limonade üblich, erfreut sich das Wasser aus der Flasche steigender Beliebtheit. Es wirbt mit Mineralstoffen, besonderer Natürlichkeit und Reinheit, und die Auswahl an Mineralwasser, Tafelwasser, Heilwasser oder speziellem Babywasser in einem Getränkemarkt ist riesig.

Ist Mineralwasser wirklich besser als Leitungswasser?

Das ist die große Frage - wozu soll man Kisten schleppen und eine Menge Geld ausgeben, wenn Trinkwasser aus der Leitung es auch schon tut? Das Umweltministerium will den Gebrauch von Leitungswasser propagieren und fördert zusehends Projekte, die über den Nutzen des überall zur Verfügung stehenden Durstlöschers informieren und den Trinkwasserverbrauch salonfähiger machen sollen.

Das Interesse des Umweltministeriums begründet sich sicherlich auch damit, dass man mit dem Wasser aus dem Hahn einiges fürs Klima tun kann: Die Energiekosten für die Aufbereitung, Abfüllung sowie den Transport entfallen. Man braucht kein Erdöl für Flaschen, die zumeist nach einmaligem Gebrauch auf dem Müll landen und Mikroplastik in die Umwelt bringen, und keine Energie, um alte Pfandflaschen aus Glas neu zu schmelzen.

Wie steht es um die Wasserqualität von Trinkwasser?

Solche Überlegungen enden letztlich bei der Frage, wie gut unser Leitungswasser tatsächlich ist. In Deutschland kann man es im Gegensatz zu den meisten Ländern der Welt ohne Bedenken genießen, ohne Durchfälle oder andere Erkrankungen befürchten zu müssen.

Dass deutsches Trinkwasser mit das beste der Welt und ein gesundes Nahrungsmittel ist, dafür sorgt die Trinkwasserverordnung (TrinkWV). Sie kümmert sich um Vorschriften zur Aufbereitung und Bereitstellung von Oberflächen- und Grundwasser und sieht strenge Grenzwerte für umweltschädliche Substanzen vor. Dazu gehörten Schwermetalle wie Blei und Chrom, Pestizide und Nitrat aus der Landwirtschaft, Arzneimittelrückstände, Chlor, Uran und andere. Diese Höchstgrenzen sind vielfach strenger als die der Mineral- und Tafelwasserverordnung (Min/TafelWV). Mineralwasser darf 50mal mehr Blei enthalten als Leitungswasser.

Stiftung Warentest konstatiert bei Trinkwasser: Die Qualität stimmt

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Stiftung Warentest hat in 20 deutschen Städten Wasserproben genommen und untersucht. Auch wenn das nur einen kleinen Ausschnitt der deutschen Trinkwasserversorgung repräsentiert, sind die Ergebnisse doch erst einmal beruhigend: Alle Grenzwerte wurden eingehalten - auch die von Trihalogenmethanen, Uran, Arsen, Chrom und Nitrat.

Problematische Werte: Darauf muss man künftig achten

Dass die Grenzwerte nirgends überschritten wurden, heißt nicht, dass wir uns unbesorgt zurücklehnen können. Insbesondere Nitrate und Pestizide aus der Landwirtschaft sowie Medikamentenrückstände stellen die Wasserversorger vor immer größere Probleme. Sie verkomplizieren die Aufbereitung und werden auf Dauer für höhere Wasserpreise sorgen, wenn von Seiten der Industrie, Bauern und Verbraucher nichts geschieht.

Quellen, Links und weiterführende Literatur

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