Akuter Stress schädigt die Mitochondrien und führt zu Migräne und Depressionen

Akuter Stress schädigt die Mitochondrien und führt zu Migräne und Depressionen

Stress macht schlapp und müde? Forscher wissen jetzt, woher der Energieverlust kommt: Stress schädigt die Mitochondrien, die Kraftwerke unserer Zellen. Die dabei freigesetzte DNA fördert Entzündungen, Depressionen und Migräne. Damit ließen sich körperliche und psychische Folgen wie Burn-out und Fatigue-Syndrom erklären.

Eine Runde Stress gefällig?

Jetzt aber mal zackig! Kommt Ihnen das bekannt vor: Innerhalb von fünf Minuten "mal eben schnell" einen Vortrag vorbereiten, vor der Meute präsentieren und sich im anschließenden Verriss falscher Anschuldigungen erwehren? Derart realistisch sahen die Testbedingungen aus, mit denen Forscher der Columbia University in New York 20 gesunde, erwachsene Frauen und 30 Männer unter Stress setzten, um die Folgen einer solchen "Behandlung" zu untersuchen.

Schädigung von Mitochondrien lässt ihre DNA im Blut erscheinen

Eine halbe Stunde nach dieser Aktion entnahmen die Wissenschaftler Blutproben und suchten darin nach mitochondrialer DNA (mtDNA). Mitochondrien sind die Kraftwerke der Zellen. Ihre Atmungskette gewinnt Energie in Form von ATP, das unser Körper für alle Stoffwechselvorgänge benötigt. Die Organellen verfügen über eine eigene DNA, die völlig unabhängig von der des Zellkerns ist.

Schon länger ist bekannt, dass traumatische Verletzungen diese mitochondriale DNA freisetzen. Inzwischen weiß man, dass das auch bei akutem psychischem Stress der Fall ist. Dabei taucht nur die mtDNA im Blut auf, nicht die aus dem Zellkern - es werden demzufolge nur die Mitochondrien geschädigt, nicht aber die Zellen selbst.

Akuter Stress macht unseren Energiehaushalt kaputt

Da sind im Kontrollraum wohl ein paar Sicherungen durchgebrannt: In den Blutproben hatte sich die Menge der mitochondrialen DNA verdoppelt bis verdreifacht. Männer waren von diesem Effekt stärker betroffen als Frauen - auch das kennt man so ähnlich von der Arbeit.

Daraus lässt sich folgern, dass alltäglicher Stress in Beruf und Familie Mitochondrien schädigt und dadurch unseren Energiehaushalt beeinträchtigt. Dass wir unter Druck schlapp, müde und antriebslos werden, wird jeder unterschreiben, der sich im Job oder bei der häuslichen Pflege von Angehörigen überlastet fühlt. Jetzt wissen wir endlich, warum das so ist.

Stresshormone sorgen für die Freisetzung von Mitochondrien-DNA

Die Probanden hatten Stress genug - für die Ursachensuche mussten isolierte Zellen herhalten. Dabei erwiesen sich Stresshormone als wichtige Auslöser für die Schäden an den Mitochondrien. Minimale Mengen des Glukokortikoids Cortisol reichten für eine Freisetzung von mtDNA aus.

Stresshormone trimmen den Körper auf Höchstleistung: Adrenalin und Cortisol aus der Nebenniere treiben den Blutdruck in die Höhe und verstärken die Verbrennung von Kohlenhydraten zur Energiegewinnung. Adrenalin ist kurzfristig wirksam, wohingegen Cortisol den Körper dauerhaft im Alarmmodus hält

Wenn akuter Stress chronisch wird

Kurz mal einen kleinen Schub Adrenalin? Das ist nichts Schlimmes - im Gegenteil, gesunder Eustress bringt den Kreislauf auf Trab und hält unser Herz in Schwung. Anders sieht das aus, wenn aus sporadischen Ereignissen Dauerstress und damit böser Distress wird. In Beruf und Familie heutzutage nicht ungewöhnlich. Chronischer Stress gilt als Trigger für Migräne und löst Depressionen aus, die sich zusehends verschlimmern. Burn-out und Fatigue-Syndrom folgen auf dem Fuße und sind heutzutage zu allgegenwärtigen Begleitern unseres beruflichen Alltages geworden.

Wie geht es weiter?

Damit verbundene Beschwerden wie Erschöpfung und Leistungsschwäche lassen sich mit der Schädigung der Mitochondrien erklären. Darüber hinaus weiß man, dass mitochondriale DNA Entzündungen fördert und das Immunsystem durcheinanderbringt. Solche typischen Folgen von Stress lösen weitere körperliche Symptome aus und beeinträchtigen die Gesundheit zusehends.

Je besser man die Ursachen einer Erkrankung kennt, desto erfolgreicher kann man ihr begegnen. Es bleibt abzuwarten, ob die neuen Erkenntnisse therapeutische Möglichkeiten erschließen, mit denen sich Stress, Depressionen, Burn-out und Fatigue-Syndrom erfolgreicher behandeln lassen als bisher.

Quellen, Links und weiterführende Literatur

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